Bullet Journal: Warum ich nicht mehr ohne plane (und wie du damit anfängst)
Noch vor ein paar Jahren hätte ich mir bei dem Stichwort Bullet Journal gedacht: Ach ja, das sind doch diese aufwendig handgemalten Seitenlayouts mit dessen Erstellung man die eigentlichen Aufgaben, die man da eintragen will, insta-worthy prokrastiniert.
Spoiler: Ich lag komplett daneben. 🐵
Denn mittlerweile ist mein Bullet Journal tatsächlich zu dem wichtigsten Tool für Planung, Reflexion und kreative Gedanken geworden. Es hat meine Zettelwirtschaft abgelöst, gibt mir den Überblick zurück, und vor allem: Es zwingt mich dazu, bewusst und fokussiert zu planen. (Richtig schlechter sales pitch für Bullet Journals, I know) Aber im Ernst: Mein Bullet Journal vergesse ich nicht hinter irgendeinem anderen Fenster auf meinem Desktop.
Wenn du also auf der Suche nach einem Organisationssystem bist, das sich an dich anpasst statt umgekehrt: lies mal rein. Ich zeig dir, was die Bullet Journal-Methode ist, wie sie funktioniert, was sie von digitalen Tools unterscheidet, und wie du dein eigenes Bullet Journal starten kannst.
Was ist die Bullet Journal-Methode?
Die Bullet Journal-Methode wurde von Ryder Carroll entwickelt und ist im Kern ein analoges System zur Selbstorganisation. Sie nutzt ein einfaches, aber effektives Zeichensystem, das dir hilft, Aufgaben, Termine und Notizen strukturiert und schnell zu erfassen.
Im Fokus stehen dabei nicht bunte Seiten oder hübsche Doodles sondern visuelle Klarheit, schnelle Übersicht und Anpassbarkeit. (Ich denke aber nicht dass Mr. Carroll zu dir fährt und sich persönlich bei dir beschwert, wenn du’s doch hübsch machst.) Du erstellst Monats- und Wochenübersichten, Tageslisten, Projektskizzen oder auch einfach nur Gedankenlisten. In einem einzigen Notizbuch, mit einem System, das du jederzeit erweitern oder verändern kannst.
Warum überhaupt ein Bullet Journal?
Weil du damit Ordnung schaffst. Nicht nur auf Papier, sondern auch im Kopf.
Diese Methode zwingt dich dazu, dir wirklich Gedanken über deine Aufgaben, Ziele und Prioritäten zu machen. Und sie hilft dir, Informationen zu verknüpfen, Muster zu erkennen und deinen Alltag bewusster zu strukturieren.
Ein paar Vorteile, die ich persönlich besonders mag:
Schnelle Übersicht: Ich bin ein sehr visueller Mensch. Durch die einheitliche Symbole erkenne ich auf einen Blick, was noch offen ist, was ich verschoben habe und was erledigt wurde.
Mehr Fokus: Mein Bullet Journal kann mich nicht mit Message-Popups oder Insta-Doomscrolling ablenken.
Flexibilität: Ich kann mir genau die Seiten anlegen, die ich brauche, nicht mehr und nicht weniger. Ich verschwende keine leeren Seiten wie in einem Kalender, wenn ich den für ein paar Tage nicht pflege.
✨ Reflexion: Durch Rückblicke und Highlight-Listen dokumentiere ich nicht nur, was ich tue, sondern mache mir auch bewusster, was Schönes und Positives in meinem Leben passiert. (Und wo ich vielleicht genauer hinschauen sollte.)
Wie unterscheidet sich ein Bullet Journal von anderen Organisationsmethoden?
Ganz einfach: Es ist total individuell.
Während klassische Kalender und digitale Tools oft vorgeben, wie du zu planen hast, gibst beim Bullet Journal du den Ton an. Es gibt keine festen Regeln sondern nur Prinzipien. Du entscheidest, welche Seiten du brauchst, welche Formate wie z.B. Tracker dir wirklich helfen und wie viel Zeit du investieren willst.
Und genau das macht es so verdammt gut. Du kannst dein Journal minimalistisch halten oder künstlerisch gestalten. Du kannst To-do-Listen führen, deine Gewohnheiten tracken, Projektpläne skizzieren, lose Gedanken festhalten oder deine Wochen reflektieren. Alles an einem Ort, in einem (vielleicht hübschen) Buch.
„Warum analog? Das ist doch total umständlich…?“
Genau mein Gedanke, zumindest am Anfang. Schließlich gibt es Tools wie Trello, Notion oder Obsidian. Und mein geliebtes Second Brain in Obsidian kann das auch nicht ersetzen!
Es ist für mich einfach so: Nichts ersetzt das händische Schreiben.
Wenn ich meine To-dos aufschreibe, denke ich irgendwie anders, klarer und kürzer. Ich formuliere bewusster, und ich vergesse es nicht so schnell, weil mein Bullet Journal physisch vor mir liegt. Und nicht als kleines Icon irgendwo zwischen 20 anderen Tabs. 💀
(Liebe Grüße an meinen vergessenen digitalen Pomodoro-Timer den ich mittlerweile durch einen physischen ersetzt habe)
Es zwingt mich in gewisser Weise zur stärkeren Auseinandersetzung mit den Aufgaben. Ich kann sie nicht einfach “wegklicken”, sondern muss mich fragen: Will ich das wirklich machen? Allein dieses verschriftlichen hilft mir, Prioritäten zu setzen.
Das Planen fühlt sich einfach anders an, weil ichs im wahrsten Sinne des Wortes greifbar vor mir habe.
So erstellst du dein erstes Bullet Journal
Du brauchst genau drei Dinge:
Ein Notizbuch
Einen Stift
…bisschen Geduld 🌞
Und so startest du:
1. Legende erstellen
Lege dir eine Seite ganz vorne an, auf der du deine Symbole festhältst. Klassisch sind zum Beispiel:
• Aufgabe
○ Termin
* Idee
– Notiz
> verschoben
! Wichtig
x erledigt
Und logo: Du kannst natürlich deine ganz eigenen Zeichen verwenden.
(Ich verwende für “verschoben” zB die nach rechts offene Klammer, weil sie nach vorn im Kalender zeigt. Wohin ich die Aufgabe ja verschiebe.)
2. Index anlegen
Das ist eine Art Inhaltsverzeichnis. Nummeriere die ersten Seiten und notiere dann nach und nach im Index, was du wo findest.
3. Zukunftslog (Future Log)
Eine Übersicht über die nächsten Monate. Ideal für Termine, große To-Dos oder Deadlines.
4. Monatsübersicht (Monthly Log)
Eine klassische Monatsansicht mit wichtigen Terminen + Aufgabenliste für den Monat.
5. Tagesübersicht (Daily Log)
Hier schreibst du täglich deine To-dos, Gedanken oder Notizen auf. So viel oder so wenig wie an dem Tag anfällt.
6. Zusätzliche Sammlungen
Das ist das Herzstück: Du kannst alles einbauen, was dir wichtig ist. Zum Beispiel:
Projektpläne
Mood Tracker
Bücher, die du lesen willst
Meilensteine und Highlights
Brainstorming-Seiten
Warum ich kein vorgedrucktes Bullet Journal nutze
Weil es die Flexibilität des Systems völlig ad absurdum führt! Und es dann nicht mein Journal ist.
Ich will keine Seiten durch Vordrucke verschwenden, die nicht zu mir passen, sondern genau das aufmalen, was ich wirklich benutzen werde. Und ja, dann sehen die Seiten nicht wunderschön insta-worthy aus, weil es mir einfach nicht wichtig genug ist, dass sie hübsch aussehen. Aber sie erfüllen genau ihren Zweck. Und genau darum geht’s doch.
Meine persönliche Erfahrung
Ich bin durch eine Freundin zufällig auf das Bullet Journal zurückgekommen. Davor hatte ich es (wie möglicherweise viele andere) als aufwendige Prokrastination abgetan.
Doch ich hatte immer diesen Impuls, Dinge per Hand runter zu schreiben. Besonders, wenn ich Ideen finden will oder Abläufe durchdenke, fühlt es sich so an, als schalte mein Hirn durch das Schreiben mit Stift auf Papier in einen anderen, besseren Modus.
Also was soll ich sagen: Ich liebe es. Mein Bullet Journal ist jetzt mein Planer, mein Kreativbuch, mein Reflexionsort. Ich brauche keine zig Zettel mehr, habe meine Projektideen an einem Ort, und mein Hirn fühlt sich aufgeräumter an.
Bullet Journaling bei ADHS
Eine große Stärke dieser Methode sehe ich auch für Menschen mit ADHS.
Ein Bullet Journal hilft mir persönlich dabei, sichtbar zu machen, was sonst nur diffus in meinem Kopf herumschwirrt. Stichwort Objektpermanenz: „Wenn ich es nicht sehe, ist es nicht da.“ Genau das ist vermutlich auch mein Problem mit digitalen Tools dieser Art.
Die Symbole und Strukturen geben mir ein klares System, über das ich nicht mehr nachdenken muss. Die Flexibilität erlaubt mir, das Pflegen meines Journal an mein aktuelles Energielevel anzupassen. Und es ist ein nicer Dopamin-Boost, wenn ich ein Kästchen abhaken kann oder einen schönen Moment auf der „Highlights“-Seite notiere.
Fazit: So fängst du an
Wenn du neugierig bist, fang einfach an. Du brauchst kein fancy Notizbuch und kein Talent fürs Lettern. Nimm dir ein Heft, leg eine Legende an, erstelle eine Monatsübersicht und probier dich aus.
Versuch bitte nicht, es perfekt zu machen. Dein Bullet Journal darf und soll wachsen, und auch einfach mal unordentlich aussehen.
Und wenn du dann merkst, dass dir die Methode hilft: bleib dran. Pass sie an dich an und nutz sie so, wie sie für dich richtig ist. Und vergiss nicht: Es geht nicht ums Layouten. Es geht darum, dass du dich besser organisieren, reflektieren und fokussieren kannst.
🧾 Key Takeaways
Die Bullet Journal-Methode ist ein flexibles, analoges System zur Selbstorganisation.
Sie funktioniert mit einem einfachen Zeichensystem und ist individuell anpassbar.
Der analoge Ansatz hilft beim Fokussieren, Planen und Reflektieren.
Ein Bullet Journal ersetzt keine Kalender-Apps, sondern ergänzt sie sinnvoll.
Besonders hilfreich auch bei ADHS oder Zeitblindheit.
Starte einfach. Dein Journal wächst mit dir mit.